Fra bibliografierne
Notitzen ... Ole Lukøie
Die dänischen Blätter berichten uns jetzt auch über ein neues "dramatisches Mährchen" von dem liebenswürdigen Dichter Andersen. Es heißt: "Ole Lkøie", welches die dänische Bezeichnung für den Gott des Traumes ist, und Flyveposten bringd folgendes ausführliches Referat darüber: Qie man nicht selten dem Publikum den Vorwurf machen kann, daß es zu große Forderungen an den dramatischen Dichter stelle, so giebt es auch Fälle, wo der Dichter zu große Ansprüche an sein Publikum macht. Wir glauben, daß H.C. Andersen sich dessen zum Theil in seineen dramatischen Mährchen "Ole Lukøie" schuldig gemacht hat, welches am 1. März zum ersten Male in dem Casinotheater aufgeführt wurde. Diese Dichtung setzt einen so hohen Grad poetischer Emfänglichkeit bei dem Zuschauer voraus, daß der Dichter sich, indem er blind an dieselbe glaubte, der Gefahr aussetzte, nicht verstanden, oder was noch schlimmer ist, mißverstanden zu werden. Was in dieser Beziehung wohl als eine Entschuldigung für einen DIchter wie Andersen geführt werdenkann, ist der Umstand, daß seine Mährchen, welche mehr als irgend ein anderes seiner Dichterwerke seinen Namen berühmt gemacht, anscheinend doch alle Klassen der Leser in gleich hohem Grade angestochen haben, und daß der weniger Gebildete, welcher weit davon entfernt ist, ihre ganze, tiefe Bedeutung zu erfassen, nicht weniger Genuß darin gefunden hat, als der Gebildette. Aber es ist doch ein zu großer Sprung von dem mährchenhaften Gebiete, auf dem Andersen sich bisher mit so vielem Glücke bewegt hat, zu der phantastischen Welt, die er heier vor den Blicken der Zuschauer entfaltet, sowie es ein großer Unterschied ist, den Leser in die halbmystische Bilderwelt seiner Phantasie hineinzuziehen, und diese vor dem körperlichen Auge hinzustellen. Andersen ist außerdem hier noch einen Schritt weiter gegangen, indem er dem Mährchenhaften nicht allein das Gepräge der Wirklichkeit gegeben hat, sondern auch zugleich Traum und Wirklichkeit, Wahrheit und Allegorie so mit einander vnmischt hat, daß die große Mehrheit des Publikums ihm unmöglich folgen kann.Nordischer Telegraph, Verlag von Carl B. Lorck, No 77, 22. März 1850.
Er hat es aber zugleich so glücklich verstanden, die rein menschlichen Saiten in jedem unverdorbenen Herzen anzuschlagen, daß er hierdurch ein Gegengewicht gegen die schwierige Aufgabe gebildet hat, die er dem Zuschauer in anderen Beziehungen zu lösen gab, und er hat hierdurch der Ahnung einen so weiten Spielraum gelassen, daß diese bei den Meisten das Erkennen ersetzen wird.
Daß der Reichthum nicht, wie dies im Allgemeinen angenommen wird, gleichbedeutend mit dem Glücke ist, sondern daß das wahre Glück in einem gemeinsamen, muntern Sinne und einer gesunden Seele besteht — das ist die große Lehre, welche der Dichter hier in ein reiches poetisches Gewand gekleidet hat, eine Lehre, die ihre Anwendung wohl schwerlich in einem passender Zeitpunkt als dem jetzigen finden könnte, wo die falsche Vorstellung von einer vollkommnen Gleichheit für Alle in den äußeren Verhältnissen sich der großen Masse bemächtigt hat. — Ein junger Schornsteinfegergeselle, der bisher glücklich und zufrieden mit seiner alten Großmutter und - seinem geliebten Mädchen gelebt hat, kommt am Abend seines 20sten Geburtstages, voll von all der Herrlichkeit nach Hause, die er in einem vornehmen Hause, wo er die Essen gekehrt, gesehen hat. Einer der Nachbarn, ein Krämer, Repräsentant der großen Menge, welche Geld für das Höchste hält, greift zerstörend in dieses stille, idyllische Leben ein, und erfüllt das Herz des jungen Mannes mit einer mächtigen Sehnsucht nach Reichthum und allen Gütern der Welt. In seinen Grübeleien wird er von Ole Luköie überrascht, welcher den Schirm der Träume über seinem Haupte ausspannt und in der Traumwelt gehen nun seine kühnsten Wünsche in Erfüllung. Er träumt daß ein Feuer ausbricht, und springt auf. um löschen zn helfen. Als er zurückkehrt, begegnet ihm der Geist "eines gestorbenen Tagediebes." der während er lebte "die Perle des Lebens im Rinnstein verloren hat," und nun dazu verdammt ist, sie zu suchen. Diesem, wie allen Geistern ist es ein leichtes Wunderwerke zu thun. und er gewährt unserm Schornsteinfeger drei Wünsche, die alle in Erfüllung gehen sollen. Erst wünscht sich dieser nur ein Paar von seinen Leibgerichten, da er sie aber erst finden kann, wenn er nach Hause kommt, so will er auch Etwas haben, was er gleich bekommen kann, und wünscht sich viel Geld. Er bekommt es, aber unter der Bedingung, daß er sich seinen dritten Wunsch aussparen soll, bis es verbraucht ist, und unter dem Vorbehalte der Zustimmung des Geistes. Das Geld ist bald in Saus und Braus aufgezangen, und nun wendet er sich wieder um mehr Geld an den todten Tagedieb; dieser will ihn aber nicht erhören. Er wird ihm jedoch auf andere Weise geholfen, und er erreicht das Glück, stets Geld genug zu haben; der Dämon aber, der es ihm verschafft, und der sich in der Gestalt des alten Krämers zeigt, hat die Bedingung gestellt, daß er zum Ersatz dafür nie mehr singen und jubeln darf. Er sieht die Munterkeit seiner Jugend begraben werden; — er stürzt sich in den betäubenden Strom des Genusses, doch je tiefer er darein versinkt, desto ernster nnd trauriger wird er. Alle Quälgeister des Reichthums lagern sich um seine Seele, und zeigen ihm, statt des Glückes, von dem er träumte, die Schrecken, welche einem ruchlosen Leben auf den Füßen folgen. Seine Verzweiflung nähert sich dem höchsten Punkte; schon drohen ihn die Wolken des Mißmuthes zu Vernichten, da plötzlich gedenkt er seines dritten Wunsches. Die Nebel schwinden, und er steht wieder vor dem Geiste, dem er seinen letzten Wunsch ausspricht, nämlich die Wiedererlangung seiner frühern Zufriedenheit und Munterkeit im Arme seiner Lieben. Kaum hat er geendigt, so sproßt ein Rosenbusch aus der Erde auf, und der Geist pflückt eine Rose nach der andern, die Rosen der Zufriedenheit, der Munterkeit, der Liebe, und bewirft den Träumenden damit, der ermattet auf einer Treppe hingesunken ist. Aber die Treppe verschwindet, und er sitzt wieder in seinem kleinen Zimmer, in dem alten Lehnstuhl, in welchem er eingeschlummert ist, und im Arme seiner Lieben, die ihn am Morgen feines Geburtstages unter einem Blumenregen mit Liebkosungen wecken, erwacht er zu einem neuen Leben. Der Traum ist verschwunden, — aber die Blumen des Lebens hat er behalten, sie umschlingen ihn und Die, an Denen sein Herz hängt. — Dieß ist in kurzem Umriß der Rahmen, innerhalb welches der Dichter mit seiner üppigen Phantasie ein Bild entworfen hat, das unläugbar reich an Einzelnheiten ist, die schön genug sind, um einen Jeden zu ergreifen, die ihre Bedeutung aber erst finden, wenn sie in ihrem ganzen tiefen Zusammenhange erfaßt werden. — Die scenische Ansstattung ist in jeder Beziehung genügend, und man darf also hoffen, daß das Publikum, wenn es erst auf den rechten Standpunkt gestellt ist, von dem aus ein ungewöhnliches Dichterwerk aufgefaßt werden muß, es nach Verdienst würdigen werde.
(Bibliografisk kilde: HCAH)
Udgivet 22. marts 1850
Sprog: tysk
Kilde: H.C. Andersen-Centrets bibliografiske optegnelser Bibliografi-ID: 19848
[Informationer opdateret d. 3.11.2015]
Sprog: tysk
Kilde: H.C. Andersen-Centrets bibliografiske optegnelser Bibliografi-ID: 19848
[Informationer opdateret d. 3.11.2015]