Dato: 11. september 1846
Fra: H.C. Andersen   Til: Viggo Drewsen
Sprog: tysk.

Kleiner Viggo.

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Kleiner Viggo, willst du Pferdcchen reiten?

Setz Dich auf mein Knie, Du mein Lust!

Kind bin ich, wie Du, mit Leib und Seele,

Laß uns spielen, bis zu Bett Du mußt.

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Hier bei Dir fand ich den Kinderhimmel

Und vergeße, wie mir weh geschehn; -

Laß mich deine rothen Wangen küßen,

Laß mich in die braunen Auglein sehn;

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Zeige mir, wie groß Du bist, hein Herzchen,

O wie lieb dein Händchen ist, wie rund,

Lächeln sitzt in deinen zarten Grübchen,

Gar zu hübsch ist doch dein kleiner Mund.

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Jedes Blumchen liebst Du wie ein Bruder,

Kosest mit ihm freundlich das und dies;

Hast die ganze Welt in deiner Mutter,

Und ihr Schoß ist dir dein Paradies.

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Will ein hübsch Geschichtchen dier erzählen,

Bis Du in dein weiches Bettchen mußt.

Will ein Lied dir singen bis Du schlummerst,

Kleiner Viggo, deiner Mutter Lust!

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Bist Du älter, wirst villeicht Du singen

Mir auf meinem letzten Erdengang;

Wenn die Schollen meinen Sarg bedecken,

Singst Du mit den dumpfen Wiegensang.

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Denke seiner, der dich oft geschaukelt

Auf dem Arm, nach treuen, altem Brauch.

Mich vergißt die Welt und meine Lieder,

Mein Lieb'! vergißest du so auch?

H. C. Andersen

(übersetzt von O. L. Wulff in Jena)

An

Viggo Drevsen in Kopenhagen.

Leipzig 11 Sept: 1846.

Tekst fra: Solveig Brunholm (microfilmscan 94, 399-400)