Dato: Juli 1861
Fra: Friederike Serre, f. Hammerdörfer   Til: H.C. Andersen
Sprog: tysk.

Bad Schandau Juli 1861

Teurer verehrter Freund!

Hier am Fuße der Gebirge der Sächsischen Schweiz sitze ich nun schon beinahe 3 Wochen mit Serre. Trotz dem abscheulichen Regenwetter und Kälte ist er Gott lob recht heiter und munter, ich aber fühle mich durch und durch unwohl - Schmerzen in allen Gliedern, Fieberzustände, daß ich ihm nicht eine so angenehme Gesellschaft sein kann, als er brauchte!- Es ist auch schauerlich - Vor unserm Fenster braust und tost ein Wehr und der Bach desselben ist vermöge der vielen Gewitter und anhaltender Regen übergetreten, hat Wiesen und selbst die Bäder überschwemmt, so daß mehrere Tage nicht gebadet werden konnte, und jetzt eine wahre Kellerluft darin herrscht.

Von Freunden, außer Frau von Raaslöff, deren Mann dänischer Oberst in Amerika, ist niemand hier mit welchem man umgehen könnte. Den hiesigen Honoratioren genieren nur die Badegäste! So sehe ich mit Sehnsucht dem Tag unserer Abreise entgegen! Leuchtet mir doch der Hoffnungsstern Sie und Ihren jungen Freund in Maxen bald zu begrüßen - wir Alle freuen uns ganz unaussprechlich darauf! -

Sagen Sie Ihrem jungen Begleiter wir laden ihn herzlichst einer solle sich nicht fürchten, in Maxen hört man nichts von Politik und wir lieben die Menschen und unsere Freunde, welche Landeskinder sie auch sein mögen. Immer führt uns das Schicksal liebenswerten Dänen gegenüber - jetzt wieder Frau von Raaslöff - eine Nachbarin der Baronin Stampe und Dänin, mit welcher ich mich sehr befreundet! Zum Winter kommen ja auch Graf Moltkes wieder hierher - und Eliza schreibt, sie fände doch nirgends ein so treues Herz - eine Freundin nach welcher sie so verlangte wie nach mir!

Sigwald ist mit ihr nach Plombieres und kehrt Ende August hierher zurück. Bleiben Sie ja in der Schweiz so lange es Ihnen gefällt - und kommen auch später zu uns - aber entschädigen Sie uns wenigstens durch recht langes Bleiben. Sie werden uns doch so nicht kränken, und nur flüchtig durchreisen wollen? Ist denn nicht Ihr Kommen und bei uns sein, unsere schönste Jahreszeit? Sie finden Ihre Nachbarin die Generalin von Vogel, aber ich habe die Türe mit einer Strohmatratze versehen lassen, daß das Geräusch der Kommoden auf- und zuschieben, Sie nicht stört und belästigt und geniert. Vielleicht kommen auch Graf Sauermas zu dieser Zeit, doch ist Mitte August das 1000 jährige Fest der Gründung der Stadt - und das wollen sie natürlich dort verleben.

Wie höre ich Ihre liebe Stimme schon im Geist in der Efeulau¬be,die Reisefrüchte mitteilend-wenn ich zurückkomme finde ich Ihre 8te Auflage, so höre ich! Wie selten wird dieser Ruhm einem Schriftsteller.

[Ende des Briefes]

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