Dato: 3. oktober 1847
Fra: H.C. Andersen   Til: Carl Alexander
Sprog: tysk.

48 Andersen an Carl Alexander

Kopenhagen 3 October 1847.

Mein lieber, theurer Erbgroßherzog! ich bin wieder zu hause in den alten Straßen in dem alten Hause! die nehmlichen Menschen laufen auf und ab, die Wagen rollen, Alles geht im alten Gleise; ich selbst mache die gewöhnliche Vesitten, besuche das Theater und sitze wieder einsam in meiner eigene Stube, als ob gar nichts passirt war, und doch ist mein Kopf und Herz so voll, es ist mir wie nach einen großen Balle, die Musik klingt mir noch in den Ohren, die Gedanken gehen wie Wellenschläge; ich kann nicht zu Ruhe kommen; schon acht Tage bin ich zu hause und habe gar nichts gethan, nicht einmal Briefe geschrieben, dieser ist der erste und jetzt hoffe ich mit dieser Einweihung der Feder, soll von heute ab, recht geschrieben werden, die neue Romane hervorblühen!

Gleich nach meiner Ankunft war ich zum König und Königinn eingeladen; es war Koncert auf dem Lustschloß Sorgenfrei, die hohen Herschaften nahmen mich so innig herzlich an; ich wünsche Ihre konigliche Hoheit kanten beiden! Sie wolten Sie lieb haben; aber vielleicht will die schwedische Reise künftigen Sommer statt finden und wir sehen uns, mein theurer, hoher Freund, in Dänemark! Durch die dänischen Buchenwälder geht der Weg am schönsten nach König Oscars Land! / Es konnte wieder ein schönen Sommer werden! der letzte hingegangene liegt wie ein Wunder für mich. Mein Aufenthalt in Holland, Engeland und Skottland schwebt mir mährchenhaftig vor, wie gewebt von Freude und Sonnenschein, und als Schluß biegen sich die schönen Tagen auf Ettersburg, unserer Empfang, Zusammenleben und Abschied. Ja, ja, mein theurer, lieber Fürst! Sie sind ein treuer, edler Freund, und ich habe Sie lieb, wie ein Mann den Edelsten und Besten lieb haben kann! ich fühle es, Sie war mir dieser Mal noch inniger, noch herzlicher! jeden kleinen Zug bewahrt mein Herz. Der kühle Abend da Sie nahm Ihren Mantel und warf um mich, wärmte nicht nur den Verfrorenen, aber machte mein Herz noch mehr glühend, ich kann es in diesen Momente nicht aussprechen, aber es kommt wie alles Gutes in der Welt.

Jetzt sind viele hohe Herschaften auf den waldigen Ettersburg; die konigliche Schwester ist da, bringen Sie mich in gnädig Erinnerung, auch bei den hohen Eltern, und wenn ich hoffen darf, Eurer Konigliche Hoheit wollen meinen ehrfurchtsvollen Dank und Gruß an die vortreflichen Frau Erbgroßherzoginn uebernehmen.

Es war eigen schön, die Morgenen am Kaffetisch, unsere Gespräch. Die kluge, liebenswürdige Freuleins Blumenkranz habe ich über Thorwaldsens Bild aufgehängt, die Farben sind noch in allen / Blättern, die Sonne scheint in diesen Augenblick hinein, die Blumen werden frisch wie die Erinnerungen.

Alle lieben Freunden in Kopenhagen habe ich wohl gefunden; meinen theuren Collin, der jetzt Excellenze geworden ist, wen ich, wie meinen Vater liebe, scheint kräftig und wohl wie immer, wenn er es lange bleiben muß. Es ist schönes Herbstwetter, es macht auch eine gute Stimmung auf mich. Die See-Reise hieher war wie eine Sommerfahrt; der Kapitain sorgte ganz freundlich für mich; ich bekamen ein Kajütte ganz allein; auf dem Schiffe waren vielen Deutschen, alle Freunde meiner Musa, es war gemühtlich und schön auf dem Meere.

Bald kommen die Gedichte und die dramatische(n) Sachen! ich freue mich darauf, daß Eurer Konigliche Hoheit diese Pulsschläge meines Herzens hören sollen; neugierig bin ich, wie "Raphaella" den Herrn von Ziegesar anspricht, und ob dieser Tragedie für der weimarsche Bühne paßt.

Und nun leben Sie glücklich mein innig theurer, hoher Freund! Gott segne und erhalte Sie! ewig Ihr konigliche Hoheits treuer H.C. Andersen

Tekst fra: Ivy York Möller-Christensen