Dato: 9. juni 1844
Fra: Carolina, Lina von Eisendecher   Til: H.C. Andersen
Sprog: tysk.

[Bremen] Sonntag den 9 Juni 1844 Nachmittags 4 Uhr

In diesen Augenblick bekomme ich Ihren Brief lieber Ander sen, und schreibe gleich wenn auch nur wenige Worte, da halb 6 die Briefe auf der Post sein müssen. Warum kann ich nicht nach Oldenburg eilen? um Sie dort Ende der Woche zu emp fangen!! ach, ich thäte es so über alle Beschreibung gerne, und doch wird es unmöglich sein; mein Vater ist zwar so weit wie der auf dem Wege der Beßerung daß augenblicklich von keiner Gefahr mehr die Rede sein kann, aber er ist noch immer so matt und angegriffen daß ich an fortreisen nicht denken darf, da ich ihn sehr dadurch kränken würde. Da muß man nun ein mal wieder der Pflicht folgen, während das Herz gerne anders mögte. /

Ich bin so unbeschreiblich traurig über die vereitelte Hoff nung Sie auf längere Zeit bei uns zu sehn, daß ich weinen mög te wenn ich nur daran denke. Aber nicht wahr, hier sehe ich Sie, da darf ich doch fest darauf rechnen, das ist zwar nichts im Vergleich zu dem was ich hätte haben können aber sehr viel wenn ich bedenke daß ich Sie vielleicht garnicht gesehn hätte. Ach, und nun sind Sie am Ende ganz müde wieder nach Deutschland zu kommen! warum kann man doch nicht immer grade wie man will! Stets ist man durch tausend, wenn auch scheinbar unsichtbare Fädchen in seinem freien Handeln gehindert. Ende der Woche erwarte ich Sie nun hier, und bitte bitte, dann kommen Sie gleich, die Adresse ist: H. Ältermann Hartlaub.

Die lieblichen Verse klingen in meiner Seele wieder, tausend Dank dafür. Aber ich muß enden, doch noch eines, die Hochzeit war heute, mein Vater konnte bei der Trauung gegenwärtig sein, fühlt sich aber nun wieder doppelt angegriffen, Gott gebe daß keine Verschlimmerung wieder eintritt. Das junge Paar hat sich auf eine größere Reise begeben, und da war es nach vielen Umständen, Dampfschiffahrt U.S.w. sehr wünschenswerth, daß die Hochzeit nicht länger verschoben wurde, aber es war kein fröhliches Fest, unter diesen Umständen.

Leben Sie recht wohl lieber lieber Freund, und vergeßen Sie nie wie so von ganzem Herzen lieb ich Sie habe!

Lina von Eisendecher.

Mein Mann hofft sehr Sie hier zu sehn, doch kann ich [viel mehr: er] leider nicht über sich verfügen, da er durch seine Stellung zum Großherzog sehr gebunden ist, wenn er Urlaub bekommen kann, kommt er gewiß.

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