Maxen bei Dresden 27 August 1857
Theurer Hr: Baron!
Der Großherzog hat mich durch einen Brief so herzlich eingeladen zu dem Feste in Weimar zu kommen, daß ich, obschon ich eigentlich den 1sten September in Kopenhagen sein mußte, doch dieses aufgegeben habe, und ich komme nach Weimar; schon vor acht Tage schrieb ich diesers an Seiner königlichen Hoheit und außerte dabei, daß wenn alle die Gasthäuser bei meiner Ankunft besetzt wären, müßte ich mich im Schutz des Landsherren geben".
Ich weiß wirklich gar nicht wie ich es machen soll, denn amliebsten möchte ich im Gasthaus wohnen. Da ist mir in Gedanken gekommen, heute an Sie, theurer Herr und Freund, wenn ich dieses Nahmen / zufügen darf: Wollen Sie nicht, gleich nach dem Empfang dieses Briefes Jemand nach dem Hotel zum Erbprindsen hinschicken und mir ein gutes Zimmer bestellen, ich komme den 1ten September; ist im Erprindsen kein Platz dann zum Elephanten oder russicher Hof.
Sie wollen mir diesen Auftrag nicht übel nehmen. Grüßen Sie Ihre fortrefliche Frau Mutter und gedenken Sie freundlich
Ihren innig ergebener
H.C. Andersen
Hochwohlgeboren hr Baron W. v. Goethe