Dato: 23. oktober 1870
Fra: H.C. Andersen   Til: Clara Heinke
Sprog: tysk.

Kopenhagen 23 October 1870

Liebe theures Fräulein!

Lange, gar zu lange, habe ich keinen Brief von Ihnen erhalten. Sind Sie krank? Wenn es, leider, so ist, bitte ich Ihre Fräulein Schwester mir einige Zeilen zu vergönnen. Es muss beinahe drei vier Monaten [overstr: sein] vergangen sein, seit ich meinen letzten Brief abgegeben habe; er ist Ihnen doch zuhand gekommen?; ich schrieb und erzählte wie fleißig ich gewesen war; jetzt ist daß Buch schon gedrücht, und gegen Weinachten kommt gewiß eine deutsche Ausgabe; die dänische kommt früher heraus, und wenn Sie gleich diese lesen möchte, schicke ich Ihnen einen Exemplar. Mir ist / es so sonderbar gar keinen Nachricht von Ihnen zu haben; auch Frau Serre schreibt: "Von Klara Heinke hörte ich seit lange nicht!" O bitte, bitte, schreiben Sie doch, oder, wie gesagt, die Fräulein Schwester giebt mir einige Zeilen, und ich höre dann auch wie es geht mit die Musik, und wie es geht die Blumenmalerien. - Ich bin die letzten drei Monaten in und bei Kopenhagen gewesen, ich wohnte 6 Wochen außerhalb der Stad bei meine Freunde Melchiors dessen Villa im Frühjahr ist neu gebaut und schön eingerichtet. Jetzt habe ich in der Stadt eine neue Wohnung "No 19 Tordenskjoldsgade"; die Zimmern sind leider gar zu kleine, aber ich habe bersonders ein sehr / heimisch Arbeitszimmer reich mit Bilder, Blumen und Statuen; Eine neue dänische Ausgabe meiner Märchen und Historien, illustrirt von Fröhlich, kommen zur Weinachten heraus, und wie gesagt meine Erzählung "Glücks-Peer", 12 Bogen stark. Darin steht viel über Musik, so wie ein Dichter, obschon nicht Musiker, schreiben kan. Ich denke daran daß ich dedicire dieses Buch an meinem Freund, der Komponist Niels Gade, er weiß nichts davon aber ich habe ihm die Dichtung vorgelegt und er war sehr froh da bei. Sehen wir uns künftiges Jahr auf Maxen? die Frau Majorinn schreibt / mir daß Henselt 6 Wochen dort wäre, und Fräulein Margarith seine englischen Verwandte auch dort in Besuch hatte. Bald wird die Gräfinn Moltke-Hvitfeldt erwartet. - Der Maler Karl Bloch, bei uns, hat neulich wieder ein schönes Altar-Blatt: Lazerus s Erwechung, für die Frederiksburgs Schloßkirke gemalt, es ist prachtvoll schön, ich möchte dass Sie die Bilder von ihm kanten, amliebsten seine Genrebilder, zum Beispiel: "ein Dienstmädchen Sonntagabend in ihre Küche", oder "eine Osteria-Scene in Rom", von diese habe ich eine sehr schöne Skizze, die wird algemein bewundert und hängt über mein Schreibtisch. - In die letzten Monaten habe ich gar nicht geschrieben, jetzt muß ich erst wissen wie "Glücks-Peer" wird aufgenommen.

Ihre treue, innig dankbare Freund

H. C. Andersen.

Tekst fra: Solveig Brunholm (microfilmscan 13, 894-97)