Dato: 22. april 1852
Fra: H.C. Andersen   Til: Carl Olivier von Beaulieu-Marconnay
Sprog: tysk.

Kopenhagen 22 April 1852.

Lieber, theurer Freund!

Voriges Jahr, ja in fünf Jahren, haben wir uns nicht gesehen. Mitte Mai verlaße ich Kopenhagen und geht nach Schweiz aber ich muß erst nach Weimar, dahin führt mich mein Sehnsucht. Ich hoffe, lieber theurer Freund Sie und Ihre vortreffliche Frau sind zu hause; ich bleibe 8 etwa 14 Tage da. -

Mit meinem "Fliedermütterchen" gehts langsam, weil Lorck (der Buchhändler) erst in diesen Tagen einen geschickten Uebersetzer hat finden können. Ich stelle diese kleine Arbeit unter Ihren Schutz und hoffe daß sie einmal auf der Weimarschen Bühne sich Ihrer Fürsorge würdig / zeigen wird. - Doch, wenn wir uns wieder sehen, können wir dieses und viel Anderes in der Welt des Geistes und Herzens besprechen.

Meine in diesen Tages erschienenen "Historier", haben allgemeinen großen Beifall gefunden, und gewiß einen eben so unbedingtes wie meine Mährchen; in deutscher Uebersetzung werden Sie [!] bald bei Lorck erscheinen.

Hier in Kopenhagen ist die Gemäldeausstellung geöffnet; es sind hübsche Originalarbeiten da und eine sehr gelungene Kopie von der dresdner Madonna; endlich Jerichaus: der Jäger mit dem Panther, und das schafende [schlafende] Weib. -

Die Frederika Bremer, die eben aus Amerika kommt, schreibt, daß der junge Ehemann Jenny Linds, ist getauft zwei Stunden vor dem / Hochzeit. -

Lange, lange, - theuren Freund - haben wir uns nicht gesehen; jetzt hoffe ich ist der Augenblick da, auch der K. H. der Erbgroßherzog hoffe ich, ist in Weimar.

Tausend herzliche Grüße an Jeden der sich meiner erinnert

Ihr treu ergebener

H. C. Andersen

Hochwohlgeboren

Herrn Baron Beaulieu de Marconnay Ritter m. h. O.

Tekst fra: Solveig Brunholm (LP 169, billed 6451-53)