Dato: Juni 1851
Fra: H.C. Andersen   Til: Carl Olivier von Beaulieu-Marconnay
Sprog: dansk, tysk.

Kopenhagen im Juni 1851

Lieber Freund!

Ich wurde herzlich erfreut, einen Brief von Ihnen zu erhalten, denn ich habe Sie so lieb; meine Gefühle sind während all der Jahre dieselben geblieben, ich habe noch unverändert das innigste Vertrauen zu Ihnen und deshalb gestehe ich Ihnen offen, daß etwas in Ihrem Breife war, das mich überrascht und betrübt hat; es waren Worte, die, wie ich lgaubte, Sie nicht an mich schreiben durften.

Ich besitze indeß eine solche Summe von liebevollen und schönen Erinnerungen an Ihre Gesinnung für mich, an Ihre eigen, herrliche, herzensgute Persönlichkeit, daß ich bald einsah, sie seien in einer Stimmung geschrieben, die diesen Schatten warf. Ich fühlte Sehnsucht nach Weimar als der Stadt, wo ich so unendlich viel Gutes genossen und wo Viele leben, die ich liebe; aber da ich nicht wußte, wie die geringere Klasse in einer Stadt wie Weimar ihre Sympathien für die letzte Bewegung zeigt, und ich als Däne mich unheimlich zu Muthe fühlen würde, befrage ich Sie im Vertrauen darüber, denn ich wollte gern wie früher mich heimisch in Weimar fühlen. Was die gebildeten Leute betrifft, so nährte ich keine Furcht oder den Gedanken mit irgend jemand in Collision zu gerathen; wir haben so viele andere liebe Berührungspunkte, so viel Gutes und Schönes als Stoff unserer Unterhaltung, um uns gegenseitig zu erfreuen, daß ich ganz sicher zu meinen alten Freunden flog. Die Zeit wird vieles klären und ich weiß, daß Detusche und Dänen die besten Freunde werden; die Edelsten reichen einander die Hände zuerst! Das Wahre, das Schöne wird die Brücke zwischen uns sein! Möchten die weichen Harmonien, die in meinem Herzen Raum haben, jedem meiner Worte in diesem Brief unterlegt sein, und Sie werden begreifen, daß, wo ich als echter Däne - und das bin ich - mich scharf berürhrt fühlte, ist es der Freund der draunter leidet. Deshalb nie mehr vom Politik, nur ovn der Welt des Herzens und des Geistes! Hat mein neues Buch für Sie einene Guten Platz in dieser, dann schreiben Sie mir bald ein paar Worte darübeer. Bleiben Sie mir treu und gut! Wir leben Alle so kurze Zeit zusammen in dieser Welt, und die, welche dort einander lieb gewinnen, müssen fest aneinander halten, wie auch die Wolgen immer gehen mögen! - Grüßen Sie Ihre vorzügliche Gemahlin und lassen Sie mich bald von dem Freunde hören, dem ich so gerne begegnen möchte!

Ihr unveränderter

H. C. Andersen

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