Dato: 4. oktober 1857
Fra: H.C. Andersen   Til: Clara Heinke
Sprog: tysk.

Theures Fräulein Heinke.

Nicht aus Kopenhagen sondern von einem Gute B. nah am großen Belte kommt diesen Brief, ich bin, nur anderhalb Tage in Kopenhagen geblieben, mein Artz wollte bewegen, der Cholera da, daß ich gleich abreisen sollte und hieher beim lieben Freunde verweilen; doch ringsherum, am schlimsten in der kleine Stadt Korsør, nur zwei Meile von hier, wütet diese böse Krankheit. Ich komme wie von Sonnenschein und Freude in diesen angstvolen Zeit zurück aus Kopenhagen habe ich aber Ihren lieben herzlichen Brief empfangen und mehr als einmal gelesen, es war so innig, so deutlich ein Bild von Ihnen; wie freue ich mich über unser Begegnen in Dresden und Maxen, jetzt kenne ich Sie, schrebe nicht wie in die weite Welt hin ein ohne klar der Freundin mir vorstellen zu können. Auch Ihre Tante habe ich sehr lieb gewonnen, sie war mir so heiter, offen, so eine wahre gute Natur, sagen Sie Ihnen wie herzlich ich an sie denke. - [overstr: Tage in Weimar] /

[overstr: haben Sie in den Zeitungen gelesen]

Die Festlichkeinen in W habe ich recht genossen und der theurer Großherzog war mir so innig gut; er hat mich, wie immer so herzlich empfangen wie man seinen lieben Freunde empfingt. Ich habe ihn sehr lieb, er ist edel und gut. Alle Tage war ich bei ihym; der ganze Stadt stand wie in Festzeug, von Thüren und Haus Giebeln wehten Fahnen, Guirlande schmückte die Wände, und als das Schleier fiel vom Göthe-SchillersGruppe, und ich eben trat vor dem Standbild schwebte ein großer weiser Schmeterling zufällig um die Kopfe der beiden Dichtergestalten, [overstr: als wollter an uns] hebte sich und verschwand im [overstr: das] Blauen. Ins Theater wo Emil Devrient, Davidson und die Seebach, durch ihre Kunst verherlichte die Feierlichkeiten var gedrangvoll, [overstr: es war manchhaft warmer wie in einem Backoffen und] es war gar zu heiß und dazu kam ein Zug so nah, es konnte nicht anders sein, mich / sehr erkältet, krank reist ich aus Weimar, leidend von Kopfschmerz erwachte ich Kasse und es war immer schlimmer, [overstr: ich furchste noch] fieberkrank hatte ich keine Ruhe und dachte [overstr: ich] immer war ich krang zu Bette bleiben muß denn lieber in der Heimatch, es vergingen aber drei vier Tagen bis ich über Hanover und Hamburg erreichte Kiel, hier ging es mir besser aber die Trauerkunde erreicht mich daß die Cholera [overstr: war] in Seeland sei und wütete in der kleine Stadt Korsør, viel wo eben den Dampverbindung durch Schiffe und Eisenbahn zwischen Kiel und Kopenhagen ist. Das Wetter war sehr schön in der Nach und wir kamen, was eben nicht wenigstens werth war, zwei Stunden früher als gewöhnlich nach Korsør und mußten da bis Abgang der Bahnzug verweilen. Nur einige von meinen theuresten Freunde sahe ich in Kopenhagebn, mein Artz schickte mich, wie gesagt, gleich fort; Sorö, eine kleine Universitäts Stadt, in der Kirche der dänische Molière, Holberg, liegt begraben, / lebt noch der jetzlige Nestor der dänische Poesi, Ingemann, der hat aus der dänischen Geschichte in Romane scöne Bilder des Mittelalter hervorgerissen, Romane welche sind in das Volk, selbs im Bauernstand hineingegangen, er lebt in den kleinen von See und Wald fast umgeschlossenen Städchen mit seiner liebenswurdigen auch wie er alte Frau, sie sind so liebe Menschen, bei welchen man selbst gut und besser werden muß, ich bin da zehn Tage geblieben, aber die Luft war nicht gut, der See hatte ein Geruch, ich weiß nicht, die Waldnatur kam mir vor wie ein grünes kranken Zimmer, vorige Woche kam ich über Skjælskjør durch eine kranke kleine Stadt, nach dem schönen Gut B; aus meiner Stube sehe ich durch die Fenstern den Belt bis hinaus in die Ostsee, die Wellen rollen, der Wald is bunt, die Sonne brennt noch heiß, aber die Luft ich glaube die ist überall nicht gut; [overstr: ich huste auch oft wie] /

[uafsluttet]

Tekst fra: Solveig Brunholm (microfilmscan 13, 910-13)