Glorup in Fühnen 24 Mai 1848
Liebe Frau von Eisendecher!
ich weiß nicht ob dieser. Brief Ihnen in die Hände kommen wird, aber dennoch schreibe ich! Ihnen und den Ihrigen muß ich meinen herzlichen Gruß senden. Gott mach wissen wann wir uns wieder begegnen; es ist eine ernsthafter, traurige Zeit; doch unter diesem offenbart sich in meinem kleinen Vaterlande so viel Gutes und Edles, es herrscht hier eine Einigkeit und Aufopferung die rührend ist. - Es sind Zeiten der Drangsale, aber der Herr Gott lebt noch und ist gerechtig und gut!
Schreiben Sie mir doch, und wie gewöhnlich nach Kopenhagen, ich bin wieder da nach 1 4 Tagen. Sagen Sie mir wie meine Lieben in Gartenstraße leben, ob die Kinder meiner gedenken, und ob Edmund ist noch zuhause, ist er, dann bringen Sie ihm tausend, frohe Grüsen.
Der Frühling ist hier in al seiner Schönheit, die Wälder sind grüne, man fühlt Lebenslust und Reiselust, aber jetzt? Wohin? Die Zeit ist nicht dazu und wann wird sie kommen? Es sind trübe traurige Zeiten! Dank für Ihre edle Freundschaft, - für alles Guttes, Gott segne Sie.
Ihr herzlich ergebener
H. C. Andersen
