Dato: 23. marts 1874
Fra: H.C. Andersen   Til: Clara Heinke
Sprog: dansk, tysk.

Meine treue, liebe Freundin! Vergeben Sie mir mein allzu langes Schweigen! Mit meiner Gesundheit steht es recht schlecht, ja bisweilen verliere ich die Hoffnung, jemals wieder gesund zu werden. ich kann ja weder lessen noch schreiben, und alle meine gedanken kreisen um den Tod. In der nächsten Woche werde ich neunundsechzig Jahre alt, und da steht man ja an der Grenze des Lebens. Ein wie reiches Glück hat Gott mir doch geschenkt! Und wie gut sind mir auch die Menschen gewesen! Auch Sie sind mir treu gewesen, recht eine Schwesterliche Freundin, und ich bin Ihnen tief dankbar dafür. Ob wir uns in dieser Welt noch einmal sehen? Sie schreiben mir, daß Sie vielleicht Pfingsten zusammen mit Ihrer Schwester und einer Freundin nach Hamburg und Kiel kommen werden, von dort ist die Reise nach Kopenhagen nicht weit, und gleich klang es in mir, wie herrlich es wäre wenn Sie hierher kämen! Aber im selben Augenblick wurde ich traurig, denn in meiner großen Schwäche könnte ich Ihnen nicht das sein, was ich doch so gern sein möchte: Ihr Führer durch das Thorwaldsen-Museum, durch unsere Gemäldesammlungen und die herrlichen Buchenwälder. Ich selber muß Ihenn das alles zeigen, und leider vermag ich es noch nicht! Viele schöne Blumen habe ich vor meinem Fenster, die Leute erweisen mir viel Liebe, aber arbeiten kann ich nicht, ich werde immer fauler, kann nichts unternehmen! Schreiben Sie mir nur bald wieder! Der Herr erfreue und segne Sie!

Ihr herzlich ergebener H. C. Andersen

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