Dato: 27. maj 1861
Fra: H.C. Andersen   Til: Clara Heinke
Sprog: tysk.

Uddrag gengivet i Das Magazin für die Literatur des In- und Auslandes. 1881. pp 219-221. Ungedruckte Reisebriefe Andersens an Eine Deutsche Freundin


Rom den 27 Mai 1861


Theures Fräulein!

Heute bin ich schon ein Monat in Rom, und Uebermorgen denke ich daran, es zu verlassen, die Zeit ist gar zu schnell hingegangen, ich musste Alles wiedersehen und begrüssen, Gott weiss es, ich komme kaum mehr nach diese Weltstadt, es ist schon vierte mal! Oft habe ich daran gedacht, an Sie zu schreiben, aber wie gesagt, meine Aufenthalt hier ist gar zu kurz gewesen und die letzten Tagen bin ich so von der Wärme, diese bräunende Sonnenhitze, ergriffen, dass ich eilen muss nach Nord-Italien und in der Schweiz hinein, doch vor meine Abreise diese Brief.

Ich reiste den 4 April aus Copenhagen, in drei Tagen flog ich durch Deutschland, blieb einen Tag in Basel, und wieder einen Tag in Neuschatel, wo ich von meinem Freunde und Landsmann Jürgensen in le Locle eine Visite bekam. Der Frühling fing erst an bei Frankfurt, aber da ich über Genf kam in Frankreich hinein war es Sommer, ich ging über Lyon und Marseille, bei Avignong blühten schon die Rosen, und da ich kam nach Nizza, war es Süden in aller Fülle. Die Natur dort ist wie bei Neapel und auf Sicilien; Orangen und Citronen blühten, die Palmen weheeten wie grünen Fahnen, und der Cactus und die Aloen standen am Wege in Pracht und Grösse. Ich verweilte dre Ttage in Nizza, und machte nachher die wunderschöne Reise, das Meer entlang, nach Genuar. Via della Cornice ist, wie Sie wissen, eine von die schönste Wege, in die Felsen eingehauen und durch Oelwälder; die Orangen und Citronen, so wie deie Rosen hangen weit über die weissen Mauern hinaus, das Meer wallte in starke Brandung, und auf dem Wege kam ich einen ganzen Palmen-Wald vorbei, einen solchen hatte ich noch nicht früher gesehen. In Genua verweilte ich wieder drei Tagen. Die marmorne Gebäude sind so grossartig, aber so an eiinander und aufeinander gestellt, dass man sie nicht recht ansehen vermag, die Strassen sind so eng, Alles so gedrückt, das man nicht recht athmen kann. Wie erfrichsend war es darum auf dem Meere! In eine Nacht fuhr ich nach Livorno und der zweite nacht darauf nach Civita Vecchia. Auf der Eisenbahn kommt man von dort in dritthalbe Stunden nach Rom. Der alte Peppo, der tritt auf in „der Improvisator", lebt noch, und sitzt immer auf die spanische Treppe. Von freunden, mit welche ich lebte bei meinen ersten Besuch in Rom 1833, traf ich den Maler Köckter [Küchler], er ist Franziskaner geworden. Sie wissen er ist ein Däne, lieb und gut, aber ging erst zum Katholicismus hinüber, darauf wurder er Mönch. Er lebt in das Kloster Bonnaventura auf die Ruinen des Kaiserburgs, er ist gesund, heiter und glücklich! Wie innig nahm er mich auf, küsste mich auf beiden Wangen und nannte mich „du" wie in die Jugendzeit. Er hatte eben sehr schön ein Bild nach Perugino beenidgt, es geht nach Dänemark.- - Zwei Dichtungen habe ich hier in Rom gemacht „Der Rosenstock und die Schnecke", und eine H istoire „Die Psyche". Ich hoffe, das Sie jetzt schon längst die Gesammtausgabe der dänischen Mährchen erhalten haben, und hoffe auch, dass Sie „die Muse des neuen Jahrhunderts" gelesen haben, ich möchte wissen, was Sie davon sagen. - - - -

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